- Umfang/Format: 110 Seiten ; 8
- Anmerkungen: Status nach VGG: vergriffen
- Einbandart und Originalverkaufspreis: : 8.50
Die vier Vorlesungen, die Heinrich Böll im Wintersemester 1963/64 als Poetik-Dozent an der Frankfurter Universität gehalten hat, haben ein gemeinsames Thema: die Frage nach der Möglichkeit einer gegenwärtigen Ästhetik des Humanen.
Böll entwirft kein literarisches Programm, er stellt keine Thesen auf, er begibt sich in diesen kritischen Auseinandersetzungen mit unserer Sprache, Literatur und Gesellschaft auf die »Suche nach einer bewohnbaren Sprache in einem bewohnbaren Land«. Literaturkritik wird in seiner Prüfung scheinbar so beiläufiger Themen wie »Wohnen, Reisen, Essen, Lieben« zur Gesellschaftskritik. Böll verfolgt die Veränderung der Stifterschen Utopie des Wohnens bis zu ihrem negativen Gegenbild, der Vision des Vertriebenseins, in Proben moderner deutscher Literatur. Er sieht die Bedingung künftiger Humanität im Protest, in der radikalen Registrierung dessen, was die augenblickliche Gesellschaft verdrängt, verkrüppelt, beseitigt, was sie als »Abfall« verwirft. Die »Gebundenheit« des Schriftstellers, zu der sich Böll bekennt, gibt diesen Vorträgen ihre besondere Authentizität. Sie macht das ästhetische Argument gegen die mechanischen Gewohnheiten der Sprache und Literatur gleichzeitig zu einer moralischen Konsequenz für eine Situation, die das Bewußtsein für die sozialen Bedürfnisse des Menschen verloren hat.