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BARBARINAS CAVATINE
Unvergleichlich: der Ton, in dem Goethe von Mozart redet. Er verstand sich, mehr als man gemeinhin weiß, aufs Bewundern; er hat sein >Zum Erstaunen bin ich da< ernstlich praktiziert: dort, wo er vom Fach war, in der Dichtung; oder halb vom Fach, bei den Bildern, bei Claude Lorrain oder Poussin; aber auch dort, wo er's nicht war, in der Musik, hat er mitunter Verblüffendes geäußert, ich denke an seinen Satz über J. S. Bach oder an sein produktives Erstaunen bei Beethovens Klavierspiel. Ganz zuletzt, elf Tage vor seinem Tod, bündeln sich die Einsichten noch einmal; Eckermann hat es notiert, was er da in einem Atemzug über Mozart, Shakespeare und Raffael gesagt hat. Der Satz Goethes vom II. März 1832, der das Incommensurable dieser großen Erscheinungen rühmt, nimmt eine Äußerung aus dem Dezember 1829 auf, eine Äußerung, die wir zitieren müssen: >So kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, daß die Dämonen, um die Menschheit zu necken und zum besten zu haben, mitunter einzelne Figuren hinstellten, die so anlockend sind, daß jeder nach ihnen strebt, und so groß, daß niemand sie erreicht. So stellten sie den Raffael hin, bei dem Denken und Tun gleich vollkommen war; einzelne treffliche Nachkommen haben sich ihm genähert..