- Ausgabe: 2. Auflage
- Umfang/Format: 175 Seiten ; 20 cm
- Anmerkungen: Status nach VGG: vergriffen
- Einbandart und Originalverkaufspreis: : M 9.20
- Sachgebiet: Belletristik
Jeder Mensch hat das Recht, in Würde seinen letzten Lebensabschnitt zu erleben. Auch die 86jährige Auguste Semmler, die schwerkrank mit einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt. Ein aktives Altern wird es für sie weiterhin nicht geben, aber körperliche Hilflosigkeit ist nicht gleichbedeutend mit geistiger Passivität. Zwischen wachem Erleben eines alltäglichen Arbeitsablaufs auf der Station und Dahindämmern taucht sie in ihre Vergangenheit ein und erinnert sich noch einmal an die bewegten Stationen ihres Lebens. Keine der schlimmen Auswirkungen beider Weltkriege und der Zeit dazwischen und danach gingen an ihrem Leben spurlos vorüber. Die geschichtlichen Vorgänge formten ihr Schicksal. Oft mußte sie Abschied nehmen: von Orten, in denen sie zu Hause war, und von Menschen, die ihr nahestanden. Viel Angst hatte sie und wurde mit ihr fertig. Selbstbewußt war sie, impulsiv, und lernte, ihre Gefühle zu beherrschen. Selbstlos und standhaft ist sie in den schwierigen Zeiten geworden und erlernte noch eine sehr wichtige Eigenschaft: die Fähigkeit zur Selbstkritik. Mit Abstand und feiner Selbstironie gesteht sie sich in fortgeschrittenem Alter Fehlentscheidungen und Unwissenheit, ja sogar mangelndes Urteilsvermögen
ein und kann so, fast am Ende ihres Lebens, Gedanken äußern, die wie eine Botschaft klingen: »Ihr könnt durch die Welt wandern, ihr könnt euch in Einsamkeit verstecken wenn ihr nicht in euch hineinschaut und die Geheimnisse und Fragen entschlüsselt, die in euch verborgen sind, bleibt ihr unzufrieden euer Leben lang.«
Eindrucksvoll erzählt Anneliese Probst in diesem Buch, wie ein Mensch durch schwere Erlebnisse geprägt wird, nach und nach aber, im Prozeß des Erinnerns, sich selbst, innere Freiheit sowie eine neuartige Beziehung zu anderen Menschen findet.
Es sollte nicht selbstverständlich sein, daß alte oder kranke Menschen fern vom vertrauten Zuhause sterben. Es gibt eine Verantwortung der nächsten Angehörigen für Sterbende. Die Autorin greift dieses aktuelle und vieldiskutierte Problem auf und ist überzeugt, daß jeder Mensch nicht nur das Recht, sondern auch die Aufgabe hat, sein Leben bis zu Ende zu erleben.