- Ausgabe: Durchges. u. erweiterte Auflage, 3. Auflage
- Umfang/Format: 190 Seiten ; 20 cm
- Anmerkungen: Enth. u.a.: Der Schlamm. Der H?rsaal
- Einbandart und Originalverkaufspreis: : M 6.90
- Sachgebiet: Belletristik
Um die ganze Härte und Lösbarkeit der nichtantagonistischen Widersprüche beim Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung geht es in den Erzählungen Volker Brauns. In der Ich-Form geschrieben, erscheinen sie zunächst vordergründig wie Selbstverständigungen des Autors, Tagebuchberichte oder aber Vorarbeiten für größere, etwa dramatische Formen. Die früheste Erzählung, „Der Schlamm", entstammt auch dem gleichen Bereich wie „Die Kipper", und es gibt sogar gleiche Szenen wie die groteske Motorradversteigerung im Wirtshaus. Vor allem aber die bohrende Gestaltung der Konflikte gibt diesen Erzählungen Selbständigkeit . . . So sagt der Erzähler: „Ich hatte mein Verhalten niemals nach dem Maß gezirkelt, das die Meinung anderer mir zubilligte oder zutraute, und werde es auch nie tun. Diese Fessel mußte jeder für sich immer wieder zerschlagen ; in ihr käme unsere Revolution auf den Hund. Die neuen Menschen, die wir sind, kommen nicht von ungefähr, sondern indem wir uns auf ein
1 Leben einlassen, das — das mögen die späteren dann nennen, wie sie wollen." Volker Braun stellt, was wir gemeinhin als „allgemeinmenschliche Schwächen" abtun könnten, groß aus, um „den Widerspruch, den der einzelne gar nicht ganz empfinden mag, . . . in seiner Ernsthaftigkeit, Schwierigkeit und Folgenschwere" zu fassen.
Günther Deicke (1972)