- Umfang/Format: 48 Seiten : Mit 1 Titelb., 93 Taf. u. 30 Abb. im Text ; 4
- Anmerkungen: Status nach VGG: vergriffen
Unsere Vorstellung von dem menschlichen und künstlerischen Wesen der Persönlichkeit Albrecht Dürers wird beherrscht von dem berühmten Selbstbildnis in München <Titelbild>. Dürer war in der Mitte der Dreißiger, als er für seine Erscheinung diese Form prägte. Im Ansehen dieser Gestalt verharren wir in der geistigen Spannung, in die uns sonst nur die Gegenwart großer Denkmale versetzt. Wie auf einen Sockel über uns emporgehoben, schauen wir zu dieser menschlichen Erscheinung als einem Ideal auf. In reiner Front. stellung steigen die Haare zum Scheitel wie eine Pyramide empor und rahmen mit dem kurzen Breitbart zusammen das edle, lange Rechteck des Gesichtes ein, dessen Proportionen jene Schönheit anstreben, in der klassische Kunst das Ideal der Göttlichkeit formte. Wir fühlen, daß diese Formen uns keine Kunde geben von der individuellen Prägung seiner Züge, so bestimmt die Ähnlichkeit im allgemeinen sein mag. Was vor uns aufsteigt, ist vielmehr der Geist des Mannes. In dieser geläuterten Form des idealen Selbstbildnisses finden wir die Charakterzüge der sittlichen Kraft seiner künstlerischen Persönlichkeit, den tiefen Ernst seines Strebens und die hohe Verantwortlichkeit vor sich selbst.
Es ist den Deutschen eigen, hinter dem Werk die Persönlichkeit, hinter der Kunst den Künstler zu suchen. Immer soll ganz die Überzeugung des Mannes in seinem Tun sichtbar sein. Bei keinem deutschen Künstler findet sich diese Einstellung so befried gt, wie den Werken Dürers gegenüber. Alles, was das Leben ihm zuträgt oder persönliche Eindrücke ergreifen, alles, was die Aufgaben des Tages fordern oder Phantasie ihm eingibt, stets fühlen wir in dem künstlerischen Niederschlag :dieser Stimmungen, in den Kunstwerken, die ringende Kraft. des Mannes, sein Talent und sein Können zu mehren, um immer vollkommener seine künstlerische Mission zu erfüllen.