Titel
BONN / REGIERUNGSBILDUNG: Formierte Gesellschaft
Rudolf Augstein: BILDNIS EINES JUSTIZMINISTERS
Deutschland
„MAN SCHIESST NICHT AUF DEN WEIHNACHTSMANN“, In der zweiten Morgenstunde des Montags nach der Wahl ließ Ludwig Erhard die nächtliche Huldigung, die mit singenden Fackelträgern und prostenden Liebedienern in den Bonner Kanzler-Bungalow eingedrungen war, plötzlich hinter sich und ging im Musikzimmer an die Schubladen, in denen seine Schallplatten sind.
SPD: Falsch verpackt,
Der eine blickte zurück im Zorn, der andere schaute voraus - voller Zweifel, aber auch voller Hoffnung.
Es war ein Gespräch unter vier Augen am Montagabend letzter Woche, am Tag nach der für die SPD verlorenen Wahlschlacht. Ort der Handlung: das mit Stahlrohrmöbeln versehene Zimmer des-SPD-Vorsitzenden Willy Brandt in der Bonner SPD-Baracke.
ANALYSE: Sicher war sicher,
Der Zigarrenqualm, der am 19. September aus Ludwig Erhards Wahlkabine emporkräuselte, symbolisierte die Wünsche der Wähler: Der Schornstein soll weiterrauchen.
Sie folgten dem SPD-Slogan "Sicher ist sicher" und wählten deshalb CDU. Sie stimmten weniger gegen die SPD, die ihnen bessere Wohlfahrt im Wohlstand verhieß...
Demoskopie: KRISEN-ZEITEN SIND CDU-ZEITEN Interview mit Noelle Neumann
WAHLPROGNOSE: Gewerbe auf der Grenze, Die Demoskopie, so lehrt der Kölner Soziologe Professor Dr. Erwin Scheuch, 37, "ist ein Gewerbe auf der Grenze zwischen Wissenschaft und Geschäft". Die Wahlprognosen der beiden bekanntesten Demoskopier-Anstalten aus Allensbach und Bielefeld (Emnid), so argwöhnt der Kölner Professor hätten eher den politischen Commerz als die Wählermeinung repräsentiert.
Demoskopie: MEINUNGSFORSCHER UND FESTSTELLER
OSTKONTAKTE: Wünsche im Hochhaus, Finster war's, als der Bonner AA -Staatssekretär. Karl Carstens, 50, am Montag letzter Woche mit seiner Frau auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo der Sabena-Linienmaschine entstieg.
ULBRICHT-REISE: Reich der Zwerge,Die westdeutschen Monopolisten", so spottete Walter Ulbricht zu Beginn einer Moskauer Staatsvisite im Kreis der sowjetischen Gastgeber, "bezeichnen sich selbst als ökonomischen Riesen, der aber nur den politischen Einfluß eines Zwerges habe."
SAALEBRÜCKE: Große Freiheit, Frü Brückenbau-Ingenieur Helmuth Ihm vom Autobahnbauamt Nürnberg ist die Parole "Macht das Tor auf!" endgültig zur leeren Floskel geworden: Obwohl Ihm - als einziger Westdeutscher - einen Schlüssel besitzt, hat er das Tor nicht aufgekriegt.
KULTURAUSTAUSCH: Kleine Schritte, Die Tänzerinnen des Moskauer Bolschoi-Balletts durften ihre Beine in der Bundesrepublik nicht zeigen, weil sie es in West-Berlin nicht wollten. Der russische Pianist Swjatoslaw Richter durfte seine Hände in West-Berlin nicht rühren, weil er es in der Bundesrepublik nicht wollte.
VEBA: Drei gegen einen, Als Generaldirektor der Saarbergwerke verlor Bergrat a.D. Dr.-Ing. Hubertus Rolshoven, 52, fast 70 Millionen Mark. Jetzt soll er Chef des Veba-Konzerns werden und für die 2,6 Millionen Volksaktionäre mindestens zehn Prozent Dividende im Jahr verdienen.
REIFEN-REKLAME: Beine nach Jahreszeit, Die langen, schlanken Beine des New Yorker Photomodells Susan Turner und ihrer Stuttgarter Kollegin Ida Kairies dürfen in der größten deutschen Kraftfahrer-Zeitschrift, "ADAC Motorwelt", nicht mehr gezeigt werden.
AUDI-PREIS: Korsett vom Konzern,
Im Salon 10 des "Frankfurter Hofs",
VW-Hauptquartier bei der Frankfurter Automobilausstellung, beschlossen VW-Generaldirektor Heinrich Nordhoff, sein Verkaufs-Chef Dr. Carl Hahn und Auto-Union-Hauptgeschäftsführer Rudolf Leiding eine der verblüffendsten Preissenkungen der deutschen Automobilgeschichte.
FERNMELDEGEHEIMNIS: Zitternde Hände,
Bei Bluhms in Berlin klingelte das Telephon: "Hallo, Betty? Hier spricht Gerhard, kann ich mal Ewald sprechen?"
Fußballer Ewald Bluhm übernahm den Hörer und vernahm, was Fußballfreund Gerhard Pastoors in Augsburg klagte: "Meine Freundin Rita ist überfällig. Was kann man da nur tun?"
HITZACKER: Goldene Wiege, Eines Nachts - so sagt die Legende entschwanden die Zwerge ostwärts über die Elbe. Doch in ihrem Weinberg, heute Kurgarten mit Minigolfplatz der niedersächsischen Kleinstadt Hitzacker, ließen sie eine Wiege aus purem Gold zurück.
MÜNCHEN: Sack und Asche,
Politiker schätzen das Witzchen, man solle "in der Politik nie 'niemals' sagen". Polizisten sagen es gern, und sie meinen es ernst.
Jeder vierte Münchner Schupo antwortete auf die Frage, wie oft er "hieb- und stichfeste Rechtfertigungen" von Teilnehmern am "fließenden Verkehr" habe anerkennen müssen: "Niemals."
GOEBEN: Türken gebaut, Am Donnerstag dieser Woche, 16 Uhr, kommt in der Türkei ein Schiff unter den Hammer. Name: "Yavuz". Tonnage: 22 350 Tonnen. Liegeort: Marinestützpunkt Gölcük. Schätzpreis: 25 199 170 türkische Pfund (rund 8,5 Millionen Mark).
DDR: Zierde fürs Leben,
Dumpfe Muh-Rufe vereinten sich im Lautsprecher mit den "Torero"-Trompeten aus Bizets "Carmen". Aus der Bildröhre glotzte ein volkseigener Bulle.
Aber nicht ihm, sondern dem Ring durch seine Nase galt die Sendung. Das DDR-Fernsehmagazin "Prisma" befaßte sich mit der Frage, warum nicht alle Bullen Ulbrichts einen Ring tragen.
FEUERZEUGE: Gold in der Tasche, James Bond benutzt nur ein Feuerzeug der US-Spitzenmarke "Ronson" (Farbe: Gunmetal grey). Und auch Westdeutschlands Männer fangen an zu begreifen: "Das Feuerzeug ist eine Visitenkarte."
KRANKENSCHWESTERN: 92-56-88,Dem amerikanischen Herren-Magazin "Playboy" diente die blauäugigapfelblonde Hamburger Kapitänstochter Maria Brockerhoff unter ihrem Künstlernamen Maria Hoff als Titel-Figur für eine Photo-Reportage über die "Girls of Germany":
SCHWERIN-TEST: Leute mögen das,
Im Hörsaal A des Rechtshauses der
Hamburger Universität durften sich während der vergangenen zwölf Monate 28 000 Hanseaten als "Mitglieder eines sorgsam ausgesuchten Teilnehmerkreises" fühlen. So wenigstens hatte es in den Einladungen geheißen, die zum Besuch eines "Film-Test-Theaters" aufforderten.
SICHERHEIT: Bürger in Uniform, Es war Nacht, die Uhr im Wachlokal der Lützow-Kaserne in Aachen-Rothe-Erde ging auf drei. Eine Zivil-Limousine stoppte vor dem bewaffneten Posten.
Serie
Mit Kennedy im Weißen Haus (IV)
Mit Kennedy im Weißen Haus (IV)/ Kennedys Verhältnis zu Robert F. Kennedy, Lyndon B. Johnson, Robert McNamara und Dean Rusk
Sport
BUNDESLIGA: Vertraulich
KURZSTRECKENLAUF: Abschreckend
WELTMEISTERSCHAFTEN: Abenteuer in Chile
Ausland
ASIEN / SIKKIM: Komet am Mittag
DEN KRIEG GEWONNEN, DAS VOLK VERLOREN?
ENGLAND / PRYTZ-TELEGRAMM: Augenblick der Schwäche
DER HÄSSLICHE RUSSE
SOWJET-UNION / DEUTSCHER BOTSCHAFTER: Tod des Maestro
LABOUR-PLAN: Alles noch einmal
NIEDERLANDE / KATHOLIKEN: Tee bei der Tante
INDONESIEN / SUKARNO: Großer, starker Mann