- Umfang/Format: 530 Seiten ; 8
- Anmerkungen: Ausg. f. d. DDR. Mit Genehmigg d. Seiten Fischer Verlag, Frankfurt a. M. Der Vertrieb in d. Bundesrepublik Deutschland, Westberlin u. im Ausland ist nicht gestattet
- Erscheinungsjahr: 1966
„Wird's bald!? Wirf!” Der Vater sagt es so laut und befehlend, daß die Leute, die neben ihm auf dem Rummelplatz stehen, erstaunt schweigen. Der Junge, den Ball in der Hand, sieht im Hintergrund der Bude die Figuren auf tauchen und versinken, denen er mit seinem Wurf den Hut vom Kopf fegen soll. Aber nur eine nimmt er deutlich wahr : den Offizier mit den Pferdezähnen, dem Schnurrbart und den Epauletten, das Abbild des Vaters. Mit aller Kraft schleudert er den Ball auf den Verhaßten und Geliebten, der seine Kindheit zerstört hat und ihm ein Leben aufzwingt, das nur aus Furcht besteht. — Viele Jahre später führt Karl Duscheks Weg noch einmal auf jenen Rummelplatz, noch einmal zu jener Bude — es ist der Tag, an dem ihr Besitzer ermordet wurde, von seinem Sohn. In Duscheks Erinnerung tauchen die Bilder der Kindheit und Jugend auf: das freudlose Zuhause, die stille, gedrückte Mutter, die Härte der Kadettenanstalt und immer wieder der alles reglementierende, jeden Schritt des Sohnes überwachende Major Duschek, Edler von Sporentritt. Was hatte damals den Dreizehnjährigen gezwungen, den Vater zu treffen? Können die Väter ihre Kinder bis zum Vatermord treiben? Karl Duschek, der, seelisch vernichtet, den alten Duschek hatte erschlagen wollen, stellt in einem Brief an den Staatsanwalt sein Schicksal dem des Mörders gleich. „Es gibt ein altes albanisches Sprichwort: ,Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig!` Ah! Ich will mich nicht freisprechen. Ich, der Mörder, und er, der Ermordete, wir sind beide schuldig. Aber er— er um ein wenig mehr."