- Umfang/Format: 127 Seiten ; 8
- Erscheinungsjahr: 1961
So kunstvoll und so kreuzgescheit ist wohl noch selten über die „Kunst der Novelle" geplaudert worden. Da hat sich die oft so griesgrämige Literaturgeschichte frühlingshaft herausgeputzt und kokett verkleidet: eine Novelle über die Novelle!
National Zeitung Basel
Hier wird aus einem Kapitel Literaturwissenschaft ein Stück Poesie gemacht. Es geht immerhin um die Novelle, die „als europäische Erscheinung die gespannteste, konzentrierteste, dichteste Gattung der Literatur ist". Nun gibt es genug Theorien über die Novelle, aber Erne lag nicht daran, sie zu rekapitulieren. Er wollte den Generalnenner herausarbeiten und dabei die Schönheiten dieser Literaturform dem Leser vor Augen führen.
Eine Reihe von Personen teilt im Gespräch — ohne zu dozieren —ihre Ansichten über die Novelle mit. Ein Professor, dem die Novellistik zum Steckenpferd wurde, ein Bibliothekar, Studenten und Studentinnen diskutieren, und es wird dabei etwas von der Unruhe und Spannung spürbar, wie sie noch in Erinnerung sind aus Zeiten der Improvisation.
1 )a ist zunächst der „Blitzstrahl des Hinfalls", die Komposition einer Geschichte und der Herausfinden
der Ansätze, die sich allmählich formen zu einer Einheit. Die Verwandtschaft mit dem Drama kommt zur Sprache, es wird deutlich, wie sich di.e Phasen im Aufbau beider Literaturgattungen ähneln, wie das Außergewöhnliche des Stoffes, sein Kristallisationspunkt und die knappe Form der Darstellung Voraussetzung sind, um eine Wirkung zu erzeugen.
Der Leser spürt überall, wie beteiligt der Autor selber ist, wie er aus eigener Erfahrung im Umgang mit der Sprache, mit den Gegebenheiten eines Stoffes und seiner Darbietung vertraut ist. Man erfährt etwas vom Anfang einer Novelle, vom vollen Akkord, der den Leser von vornherein gefangennimmt, vom Anekdotischen, das im Spiel ist, von der Peripetie und von der richtig gesetzten Pointe. Der Übergang zur Short Story wird geschildert, und gerade in diesen Partien — über Faulkner, Evelyn Waugh, Hemingway und andere, auch deutschsprachige Novellisten —zeigt sich, daß hier nicht kunstvoll „über" etwas, sondern aus dem Gefühl des Mitten-darin-Seins geschrieben wurde.
Frankfurter Allgemeine