Titel
Neues Scheidungsrecht: Dreimal zahlen: Am 1. Juli tritt das neue Scheidungsrecht in Kraft, aber bis zum Jahresende wird kaum noch eine Ehe geschieden werden. Die neue Prozedur ist zeitraubend, das Gericht soll alles auf einmal entscheiden: Ehelösung, Unterhalt, Sorgerecht, Rentenausgleich. Anwälte befürchten einen "vorübergehenden Stillstand der Rechtspflege". (S. 33)
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Scheidungskosten: im Durchschnitt 7000 Mark (S. 44)
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SPD: Wehners einsamer Kampf: Mit seiner offenen Attacke auf Willy Brandt hat Herbert Wehner die SPD wieder einmal ins Schlingern gebracht -- aus Sorge um die Regierungsfähigkeit der Sozialdemokraten. Brandt-Kritiker Wehner will verhindern, daß seine Partei bereits jetzt alle Chancen verspielt, die sozialliberale Koalition in Bonn auch über 1980 hinaus fortzuführen.
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BUNDESRAT - Irgendwann Schluß: Das Ja des CDU-Ministerpräsidenten Albrecht zum Spargesetz für das Gesundheitswesen nutzt vor allem Franz Josef Strauß: Der Bayer erhielt Auftrieb für seinen harten Kurs gegen die FDP.
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Staatsverdrossenheit: "Schon in Ordnung": Von einer "Staatsverdrossenheit" unter den Bundesbürgern reden Bonner Politiker, als sei sie ein sicheres Faktum. Das Münchner Meinungsforschungsinstitut Infratest kommt in einer unveröffentlichten Umfrage zu einem anderen Ergebnis: "Es gibt keine grundlegende Skepsis, die als "Staatsverdrossenheit" bezeichnet werden kann."
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BUNDESPRESSEAMT - Wie unter Adenauer: Der eigenen Profilierung wegen beschäftigen die sozialliberalen Minister eine Schar von Öffentlichkeitsarbeitern. Künftig soll Böllings Presseamt die gesamte Regierungs-PR machen.
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JUSTIZ - Richtung Rückschritt: Der Bundesrat will eine gerade sechs Jahre alte rechtsstaatliche Errungenschaft wieder drastisch beschneiden: die Entschädigung für Strafverfolgungsmaßnahmen.
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EG - Zank um Torus: Seit anderthalb Jahren streiten sich die EG-Länder über den Standort des Forschungsreaktors "Jet": Scheitert Europas ehrgeizigstes Energie-Programm?
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DDR-AUSREISSER - Große Freiheit: Westdeutsche Behörden streiten mit Ost-Berlin um minderjährige Flüchtlinge. DDR-Vorwurf: Rückkehrwillige Jugendliche werden widerrechtlich in der Bundesrepublik festgehalten.
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CARSTENS - Regelrecht Liebe: Bundestagspräsident Karl Carstens, als Fraktionsführer der Union ohne Fortüne, gewinnt in seiner Partei neues Renommee -- als Alternative zu Kohl.
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"Rot Front! Zack, zack!": Einblick in das nach außen abgeschottete Innenleben einer Universität und das oft groteske Treiben politischer Gruppen vermitteln vier Politologie-Studenten vom West-Berliner Otto-Suhr-Institut, die sich nur mit Vornamen vorstellen: Andreas, Micki, Thomas und Ute. In den Seminaren fühlen sie sich anfangs "schrecklich allein und unsicher", in der Polit-Arbeit "wehrlos" und nicht sogleich zum "alles entscheidenden Sprung auf die Seite der unentwegt kämpfenden Arbeiterklasse bereit". Die Autoren veröffentlichen ihren Beitrag in der neuen Ausgabe des "Kursbuch", das, zehn Jahre danach, hauptsächlich der Außerparlamentarischen Opposition gewidmet ist.
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"Ein Freund im BMI (eventuell ,Ohm') ..."
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RUNDFUNK - Am Bettelstab: Ein Defizit von 100 Millionen Mark erwartet der NDR. Kürzungen im Programm und die Einführung des Werbefunks sollen helfen.
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PRESSE - Nur aufwärts: Nach alter Herrenart befehligt ein Verlagschef das Bremer Pressemonopol. Nun überzog er und provozierte den längsten Zeitungsstreik westdeutscher Journalisten und Drucker.
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Agentenjagd auf den "Leopard": Hinters Licht geführt und in die Falle gelockt wurden Ost-Agenten und Waffenhändler von westdeutschen Geheimdienstlern. Bei dem Coup ging es um den Motor des Super-Panzers "Leopard 2", der für 850 000 Mark über die Grenze in die Schweiz und dann in die CSSR gebracht werden sollte. Die Aktion wurde gebremst -- aber sie stärkte die Vermutung, daß die geheime Wunderwaffe längst in Libyen für Interessenten zur Verfügung steht.
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TIERSCHUTZ - Da brutzelts: Unterhält der Münchner Tierschutzverein ein "Hunde-KZ" und ein "Katzen-Krematorium"? Ein verbandsinternes Weißbuch prangert die Praktiken im größten Tierheim Europas an.
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Wirtschaft
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OSTHANDEL - Starke Etage: Einige Dutzend Spezialhändler machen sich um das Ostgeschäft verdient. Denn die Kommunisten bestehen häufiger auf Tauschhandel.
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AEG - Gravierender Einbruch: Die Sanierung des angeschlagenen Elektro-Konzerns AEG kommt nicht voran. In den wichtigsten Geschäftssparten mußte die Firma Rückschläge hinnehmen.
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AFFÄREN - Letztes Gefecht: Die von Landesbanken kontrollierte Bremer Treuhand setzte mit groben Management-Fehlern etliche Millionen in den algerischen Sand. Nun müssen auch die Fonds-Kunden der Bremer um ihr Geld bangen.
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ÖLPREISE - Neuer Kampf: Der vor einem halben Jahr aufgebrochene Riß im Ölkartell Opec ist gekittet: Auch die Saudis schlagen jetzt stärker auf.
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US-AUTOMARKT - Durchbruch in Kentucky: Wenige Wochen nachdem US-Präsident Carter sein Energie-Sparprogramm verkündete, zogen Amerikas Autokäufer mit: Die Importe aus Japan und Europa erreichten den Rekordanteil von 21 Prozent.
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"... und zahlen keinen einzigen Cent": Im internationalen Flugzeughandel diktiert die Kundschaft das Geschäft. Selbst die Großen der Flugzeugindustrie wie Boeing und McDonnell Dauglas lassen sich zuweilen auf verblüffende Zahlungsbedingungen ein. Europäische Konzerne, aber auch Lockheed, bieten Konditionen, die Schenkungen verdächtig ähnlich sehen.
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Breschnew in Paris: Gegengewicht zu Carter: Zum ersten Staatsbesuch in seiner Funktion als Staatsoberhaupt kam Breschnew nach Paris. In der Menschenrechtsfrage setzte sich Giscard gegenüber den Sowjets durch, mußte aber innenpolitisch eine Schlappe einstecken: Breschnew beehrte Giscards Hauptrivalen, Bürgermeister Chirac, mit einem Besuch im Pariser Rathaus.
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LEFEBVRE - Hoch lebe Marcellus: Die Priesterweihen, die Ketzer-Bischof Lefebvre im Schweizer Ecône vornehmen will, könnten zum Schisma führen. Wird Lefebvre zum Gegenpapst ausgerufen?
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DSCHIBUTI - Spiele am Zaun: Frankreich will seine bisherige Kolonie den Somalis überlassen -- wenn die mit den Sowjets brechen.
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SCHWEIZ - Schulter an Schulter: Zu 18 Jahren Gefängnis verurteilte ein Militärgericht den Brigadier Jeanmaire: Er hatte den Miliz-Mythos der Schweiz durchlöchert.
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BRASILIEN - Volk abschaffen: Aus Studenten, Arbeitern, Unternehmern und Militärs bildet sich eine neue Opposition.
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"Schmarotzer am Leib der Gesellschaft": Erstmals suchte ein früherer ZK-Sekretär einer Kommunistischen Partei des Ostblocks im Westen politisches Asyl: Zdenek Mlynar, 47, einer der engsten Dubcek-Mitarbeiter und Chefideologe der Prager Reform-Kommunisten. Nach der Sowjet-Intervention in Prag übte Mlynar Selbstkritik und stieg noch zum Vollmitglied des Parteipräsidiums auf, wurde dann aber auf sowjetischen Druck aus dem ZK und der Partei ausgeschlossen. Er arbeitete fortan in der Käfer-Abteilung des Prager Nationalmuseums und verfaßte 1975 ein 300 Seiten starkes Dokument, das die Unterdrückung der Reformpolitik brandmarkte (SPIEGEL 25/1975). Nachdem die Behörden dem Unterzeichner der "Charta 77" die Ausreise nach Österreich gestatteten, verfaßte er für den SPIEGEL diesen Artikel:
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Die neue Weise vom Tod des Jedermann: Vier von sieben Sterbenden sind in den letzten Stunden allein, umgeben nur noch von inhumaner Technik. Die Gesellschaft verdrängt das Thema Tod -- die Ärzte sehen in ihm ihre Niederlage. Doch nun haben Mediziner begonnen, auch die letzten Phasen des Lebens zu erkunden, und plädieren für einen menschenwürdigeren Tod.
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Sport
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Tod im Endspurt: Lebensgefährliche Drängelei auf Deutschlands Galopprennbahnen: Zu viele Pferdes zu enge Geläufe verursachen Unfälle. Beim Derby sollen 30 Pferde starten, 24 haben nur Platz.