Zu diesem Heft
Der Bildhauer Karl Manfred Rennertz arbeitet in einem Schuppen. den er in Langer~%ehe bei Aachen selbst gebaut hat; selbst entworfen hat Waldemar Otto sein weiträumiges Atelierhaus am Rande von Worpswede, und Joachim Schmettau modelliert in einer lichten, riesigen Werkstatt der Berliner Hochschule der Künste. Bei ihren Recherchen zum Titel-Thema „Figürliche Plastik" (Seite 20) konnte art-Redakteurin Marie Hüllenkremer nicht nur erfahren, wie diese aktuelle Kunst entsteht, sondern auch wo. So war sie in der Garage, die Edgar Augustin im idyllischen Duvenstedt als Lagerund Arbeitsraum benutzt, stieg in Berlin-Friedenau drei Treppen hoch zum Atelier von Ludmila SeefriedMatejkova und ließ sich von Klaus Schmerz eine kleine Leiter an die Rampe stellen — anders ist das ehemalige Transformatorenhäuschen
nicht zu betreten, in dem der Aachener sich bei der Arbeit an einem selbstgebauten Kamin wärmt. Fazit: Diese Kunst entsteht nicht auf Schlössern, und in den Ateliers herrscht Nüchternheit.
Unter dem Titel „Wie ein Bürgerpark in einen Vorzeigepark verwandelt wird" berichtete art im Juni-Heft 1980 über die Vorbereitungsarbeiten zur Kasseler
4 nrt7.1921
Bundesgartenschau 1981. Eine Arbeitsgruppe des Deutschen Werkbundes hatte in einer Foto-Dokumentation nachgewiesen, -wieviel in Kassel „durch Pflege zerstört" wird. An einigen Punkten ist die Kritik berücksichtigt worden —siehe den Bericht auf Seite 121. Doch die Werkbund-Fachleute bleiben skeptisch. Rechtzeitig zum grünen Ereignis publizierten sie erneut eine Foto-Dokumentation : „. . . und was sie sonst noch anrichten". Das 40-SeitenHeft, für vier Mark zu beziehen beim Deutschen Werkbund, Alexandraweg 26, 6100 Darmstadt, führt die fortwährende „Zerstörung ... durch die Behörden" darauf zurück, daß „es in Kassel kaum eine öffentliche Diskussion gibt". Öffentliche Diskussion über Umwelt, Städtebau und Architektur gehört zum Programm der art-Redaktion, die längst eine Seite „Umwelt" eingerichtet hat und Anregungen ihrer Leser ausdrücklich begrüßt.
„Expedition ins Land der Etrusker" nennt der Hamburger Journalist Karl Pawek seinen „art unterwegs"-Beitrag in diesem Heft — er hätte ihn auch „Abenteuer in einer Provinz" nennen können: Auf der Suche nach versteckten Gräbern, vergessenen Kirchen, übersehenen Kunstwerken quälte er bei seinen Fahrten durch die mittelitalienische Provinz Viterbo sein Auto über verrottete Straßen, mußte er gelegentlich zu Fuß weitergehen und fand sich auch einmal statt an einer Nekropole inmitten einer Viehherde wieder. Nichts funktioniert so recht in dieser Gegend nördlich von Rom, am wenigsten der touristische Service — doch Pawek kann sich nach sieben Reisen dafür verbürgen, daß bescheidenes Niveau in Sachen Fremdenverkehr mehr als wettgemacht wird durch die Fülle von Kulturschätzen, die in Viterbo zu sehen — und noch zu entdecken ist.
Hans Makart
Malerei als Inszenierung Lange wurde der Österreicher Hans Makart (1840 bis 1884) als Produzent pompöser Historienschinken und hochdramatischer Porträts (wie dem der Schauspielerin Sarah Bernhardt) gering-schätzt. Jetzt steigt sein Renommee wieder 40
Bildbefragung: Eugéne Delacroix
Mit dem Gemälde „Der 28. Juli 1830" gelang Delacroix ein Hauptwerk der französischen Romantik — und eine enthusiastische Schilderung revolutionären Volkszorns 100
Fromme Werke zum Ruhme des Herrn
Bis heute, 450 Jahre nach Tilman Riemenschneiders Tod, haben Werke wie sein Heiligblut-Altar nichts von ihrer religiösen Intensität verloren 80
art unterwegs: Viterbo
Nördlich von Rom scheint die Zeit seit langem stillzustehen: Für Touristen ein weiterer Grund, die vielen Kunstschätze im einstigen Etruskerland ausführlich zu bewundern 129
Kunst nach 1900
Die große Welt eines Einzelgängers
Wie unter Zwang malte der Arbeiter Josef Wittlich jahrzehntelang nach Feierabend Bild um Bild. Inzwischen wird seine naive Welt-Schau von Sammlern und Museen gleichermaßen geschätzt 92