- Umfang/Format: 319 Seiten ; 8
- Anmerkungen: Status nach VGG: vergriffen
- Einbandart und Originalverkaufspreis: : 14.80
- Sachgebiet: Schöne Literatur ; 14a Geschichte, Kulturgeschichte, Volkskunde
EINLEITUNG
Zwischen 1867 und 188o erschien in nach und nach fünf voluminösen Bänden das bisher umfangreichste Sprichwörterbuch des deutschen Sprachraums im Verlag Brockhaus in Leipzig unter dem Titel »Deutsches Sprichwörter-Lexikon — ein Hausschatz für das deutsche Volk«, herausgegeben von C. F. Wander. Diese Sammlung beschränkte sich ausschließlich auf deutsche Sprichwörter. Sie enthält pro Band je 45 000 Sprichwörter, zusammen also weit über 200 000 und ist trotz ihrer Fülle gewiß nicht vollständig. Demgegenüber behauptete noch im Jahre 5937 ein englischer Wissenschaftler, daß es im uralten Kulturvolk China alles in allem etwa 20 000 Sprichwörter gäbe, und nannte die Chinesen ein besonders sprich-wortfreudiges Volk. Er stellte ihrem Reichtum solcher in den Volksmund eingegangenen Spruchweisheit den Sprichwörtersduttz sämtlicher europäischen Völker mit etwa zusammen ebenfalls 2000o gegenüber. Heute wissen wir zufolge eifriger etymologischer und folkloristischer Forschungsarbeit, daß es sich da um völlig falsche und irreführende Angaben gehandelt hat. Die tatsächliche Anzahl der allein in Europa verbreiteten Sprichwörter geht in die Millionen. Für Estland sind im dortigen folkloristischen Archiv volle mo 000 verzeidmet. Finnische Volkskundler beziffern die Zahl der finnischen Sprichwörter auf rund 1,5 Millionen. Als besonders sprichwortreich gelten in Europa die russischen Völkerschaften — und nächst diesen die Spanier, in deren Bereich sich 1 Herkünfte und Beeinflussungen mehrerer Rassen und Religionen begegnen und romanisches Erbgut sich mit christlichen und arabischen Wesenszügen mischte. Eine genauere Erfassung der phantasiebegabten und uralten Alltagsweisheit einer Vielzahl von Stämmen des afrikanischen Kontinents steckt für die europäische Forschung erst noch in ihren frühen Anfängen. Wer also die Sprichwörter aller Welt zusammentragen wollte, stünde vor der ungeheuerlichen, alle Menschenkraft überschreitenden Aufgabe, ganze Bibliotheken zusammenzutragen. Um 1930 wurde der hochverdiente und