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Erscheinungsdatum: 1992 |
Umfang/Format |
33 S. ; 30 cm |
ISBN/Einband/Preis |
kart. |
Sachgruppe(n) |
46 Bildende Kunst |
Gespräch zwischen Frank Eckart und Ulf Puder anläßlich der Ausstellung „Scheinbare Eigendynamik"
Eckart: In der Ausstellung sind kleine Figuren zu sehen. Sie treten als eine Masse in einem difusen Dunkel auf. Du zeigst sie in ihrer Massivität.
Puder: Die Masse ist für mich ein Trauma. Sie hat aber auch so etwas von Geborgenheit Ich finde als Einzelner geht man oft darin unter. Und gleichzeitig gibt es da noch dieses Anders-sein-Wollen. Jeder der Einzelnen ist schon gar nicht mehr bereit, auf sein Ich zu hören. Er macht das, was der andere auch tut. Wir scheinen irgendwie gezwungen, uns ein-und anzupassen - eine ewige Geschichte.
Eckart: Kommt diese Masse auf dich immer und immer wieder als Bedrohung zu ? Puder: Nicht nur auf mich, es kommt auf uns alle zu - das Unterwegssein, die Fluchten, das sogenannte Neu-Karten-Mischen. Irgend etwas ist da, was ich nicht näher bestimmen kann, aber allgegenwärtig ist. Ich kann das nur wahrnehmen, nicht eindeutig bestimmen, und das versuche ich für mich faßbar zu machen.
Eckart: Du hast jede einzelne Figur geschöpft, produziert. Eine Kraftanstrengung, um den Einzelnen in die Welt zu setzen, zu zeigen, daß es ihn gibt.
Puder: Sicher ist es zwar ein und dieselbe Figur, aber bei genauerem Hinsehen ist jeder Guß anders. Es entsteht eine ganz eigenständige Beziehung zu ihnen, zu diesen hundert Figuren, zur Masse. Es gibt auch Massen an Zeit, nicht nur Massen an Körpern oder Masse an Kraft - Masse an Arbeitszeit. Ich komme so für mich dem Thema Masse näher.
Eckart: Da gibt es die Aussichtslosigkeit des Weggehens, des Rennens, des Flüchtens, des Wohin. Ein Boot ist in der Ausstellung zu sehen. Es ist untauglich für Ausfahrten. Puder: Die Welt ist einfach nicht konvertibel. Nimmt man das „Boot" als Wort, drängt sch zunächst die Archesymbolik auf: Schutz, Überdauern einer Gefahrenzeit, Rettung.