Heft 39 Seiten,
Im Spätherbst 1872 wollte W. Amrein-Troller in der Nähe des Löwendenkmals in Luzern einen Beller graben. Nachdem man eine mehrere Fuss dicke Schicht von Ackererde mit Geschieben weggegraben hatte, traf man auf den festen Sandsteinfels. In denselben eingesenkt zeigten sich mehrere tiefe, weite kesselförmige Löcher, in welchen Blöcke alpiner Gesteinsarten lagen. Ich wurde herbeigerufen, um die Beschaffenheit der Oberfläche, die bald durch weiteres Graben und Sprengen zerstört werden sollte, zu untersuchen. Auf den Seiten wurden bald noch mehrere solcher Riesentöpfe aufgedeckt.
Aufgemuntert durch uns, entschloss sich der dem Naturschutz zugetane Eigentümer, den Fels nicht zu zerstören, sondern durch Anlagen zu verschönern und allen, die sich für diese merkwürdige Naturerscheinung interessieren, zugänglich zu machen.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese kesselförmigen Aushöhlungen durch Erosionswirkung am Fusse von Wasserfällen entstanden sind. Die abgerundeten Gesteinsstücke, die in den Löchern liegen, haben, vom Wasserstrudel herumgewirbelt und gedreht, die Riesentöpfe ausgeschliffen. Allein wir suchen umsonst die Felswand, von welcher das Wasser als Wasserfall auf die Felsfläche hätte herunterstürzen können, wohl aber ist die Gesteinsfläche zwischen den Strudellöchern auf das schönste gestreift und geritzt, in der Weise, wie Gletscher ihr Felsenbett bearbeiten. Die Blöcke, die in den Riesentöpfen liegen, sind erratische, das heisst von den Gletschern einer vergangenen Zeit aus den innersten Teilen der Alpen gebrachte Gebirgstrümmer. Manche derselben, die vor der Ausgrabung mit andern Geschieben, Lehm, Sand und Ackererde bedeckt waren, zeigen die charakteristischen Ritzen und Schrammen der Gesteinsblöcke, die zwischen Gletscher und Fels eingeklemmt, durch des erstern langsame, vorrückende Bewegung abgeschliffen worlen sind. Die Strudellöcher von Luzern sind unzweifelhaft durch die Schmelzwasserbäche gehöhlt worden, die durch die Eisspalten des früheren Gletschers hinunter auf den